Veröffentlicht am 19.06.2023 in Allgemein, Vereinsentwicklung, Vereinsmanagement

Effektive Strategie zur Übungsleitergewinnung

Warum eine erfolgreiche Methode zur Gewinnung von Übungsleitern wichtig ist

Das ehrenamtliche Engagement ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Die Übungsleitergewinnung wird zunehmend zu einer Herausforderung für Sportvereine. In allen möglichen Job-, Trainer- und Übungsleiterbörsen sind „Übungsleiter gesucht“-Anzeigen zu finden. Man kann sich vor Stellenangeboten kaum retten. Besonders viel werden Übungsleiter für den Rehasport, Fitnesskurse und das Kinderturnen gesucht. Zeitmangel, unzureichende Bezahlung und mangelnde Werbung sind nur einige der Gründe dafür.

Für Sportvereine sind Übungsleiter:innen von entscheidender Bedeutung, da sie die Weiterentwicklung des Vereins ermöglichen. Neue Angebote und die Aufrechterhaltung bestehender Angebote sind ohne engagierte Übungsleiter:innen nicht möglich. Daher liegt es in unserer Verantwortung als Verein, das Ehrenamt attraktiver zu gestalten, um Übungsleiter:innen zu gewinnen und langfristig an den Verein zu binden. Eine sorgfältig geplante Strategie hilft uns dabei sicherzustellen, dass der Rekrutierungsprozess effizient verläuft und langfristig positive Ergebnisse erzielt werden.

Erfahre in diesem Artikel, wie der Übungsleiter-Trichter funktioniert und dir dabei hilft, den Übungsleitermangel langfristig zu beheben.

Das Konzept des Übungsleiter-Trichters

Der Übungsleiter-Trichter ist ein innovatives Konzept, das Sportvereinen dabei hilft, effektiv Übungsleiter:innen zu gewinnen. Durch eine strukturierte Aufteilung in verschiedene Phasen wird der gesamte Prozess der Übungsleitergewinnung abgebildet. Ziel ist es, potenzielle Übungsleiter:innen zu werben, von der Tätigkeit zu überzeugen und schließlich zu qualifizierten und motivierten Übungsleiter:innen zu machen.

Phase 1: Potenzielle Übungsleiter werben

Die Abbildung zeigt die erste Phase des Übungsleiter-Trichters zur Übungsleitergewinnung.

In der ersten Phase des Übungsleiter-Trichters ist es die Aufgabe der Vereine durch geeignete Werbemaßnahmen die potenziellen Übungsleiter auf offene Übungsleiterstellen aufmerksam zu machen und ihr Interesse zu wecken.

Potenzielle Übungsleiter:innen sind alle Personen, die als Übungsleiter:in für den Sportverein in Frage kommen. Da nicht viele Menschen bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen, ist es wichtig keinen potenziellen Kandidaten frühzeitig auszuschließen und stattdessen einen großen Pool von potenziellen Übungsleitern zu schaffen.

Wir müssen uns bewusst sein, dass nicht alle potenziellen Übungsleiter die gleichen Voraussetzungen oder Erfahrungen mitbringen. Es ist jedoch wichtig, ihnen die Chance zu geben, ihre Fähigkeiten und ihr Interesse an der Tätigkeit als Übungsleiter:in zu entdecken und zu entwickeln. Wir sollten ihnen die Möglichkeit bieten, sich bei uns zu melden, auch wenn sie möglicherweise noch keine Ausbildung und/oder umfangreiche Erfahrung haben oder nicht dem klassischen Bild eines Übungsleitenden entsprechen.

Indem wir potenziellen Kandidaten so wenig wie möglich Einschränkungen auferlegen und offen für unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen sind, erhöhen wir die Chancen, neue und motivierte Übungsleiter zu finden.

Um potenzielle Kandidaten zu erreichen, ist eine aktive Werbung und gezielte Ansprache von Personen von großer Bedeutung. Es gilt, verschiedene Kanäle zu nutzen, um die Informationen über einen offenen Übungsleiterposten zu verbreiten. Mögliche Kanäle sind Rundmails an alle Mitglieder, Anzeige in den Vereinsnachrichten, lokalen Zeitungen, sozialen Medien und im Trainersuchportal, Aushänge und Flyer an Unis und Schulen etc. Findet für euch heraus, welche Kanäle am besten funktionieren und fokussiert euch auf diese.

Alle potenziellen Kandidaten, die sich auf eure Stellenanzeige zurückgemeldet haben, werden zu Interessenten.

Phase 2: Interessenten von der Tätigkeit überzeugen

Die Abbildung zeigt die zweite Phase des Übungsleiter-Trichters zur Übungsleitergewinnung.

In der zweiten Phase des Übungsleiter-Trichters gilt es die Interessenten von der Tätigkeit als Übungsleitung zu überzeugen.

Am besten eignet sich dafür eine Hospitanz. Diese ermöglicht es den Interessenten, einen realistischen Einblick in die Tätigkeit eines Übungsleiters zu gewinnen. Arbeitsabläufe, Verantwortlichkeiten und Herausforderungen hautnah zu erleben und wertvolle Erfahrungen und Ideen zu sammeln. Am Ende können sie besser einschätzen, ob die Tätigkeit ihren Erwartungen entspricht und entscheiden, ob sie an der Tätigkeit als Trainer interessiert sind. 

Zusätzlich zur Hospitanz können Informationsveranstaltungen speziell für Interessenten organisiert werden. Diese Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, über die Tätigkeit als Übungsleiter:in zu informieren, Fragen zu beantworten und einen direkten Austausch mit erfahrenen Übungsleitern zu führen. Durch solche Veranstaltungen erhalten die Interessenten umfassende Informationen über die Anforderungen, die Vorteile und die Möglichkeiten, die mit der Tätigkeit als Übungsleiter:in verbunden sind.

Des Weiteren kann es hilfreich sein, Erfolgsgeschichten von aktuellen Trainer:innen zu präsentieren. Diese Geschichten können die Begeisterung und die persönlichen Erfahrungen der Übungsleiter:innen hervorheben und die Interessenten inspirieren. Die Interessenten können so einen Einblick in die positiven Auswirkungen der Tätigkeit als Trainer:in erhalten und sich besser vorstellen, wie auch sie einen wertvollen Beitrag leisten könnten.

Phase 3: Anwärter an die Tätigkeit heranführen

Die Abbildung zeigt die dritte Phase des Übungsleiter-Trichters zur Übungsleitergeinnung.

In der dritten Phase des Übungsleiter-Trichters müssen die Anwärter:innen an die Tätigkeit herangeführt werden.

Um die Anwärter:innen nicht zu überfordern, ist es ratsam, sie schrittweise in die Tätigkeit einzuführen. Dadurch können sie allmählich Erfahrungen sammeln und sich mit den verschiedenen Aspekten vertraut machen, die mit dieser Aufgabe verbunden sind. Durch die schrittweise Übernahme von mehr Verantwortung haben sie die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse kontinuierlich zu erweitern. Während dieses Einführungsprozesses ist es wichtig, dass erfahrene Trainer:innen an ihrer Seite stehen, um Fragen zu beantworten und konstruktives Feedback zu geben. Die Anwärter:innen können von den umfangreichen Erfahrungen und dem Know-how ihrer Mentoren profitieren.

Die schrittweise Heranführung sollte am besten dokumentiert werden und kann ein vereinseigenes Ausbildungskonzept darstellen. Dieser Ausbildungsplan sollte verschiedene Lernschritte und Ziele enthalten, die den Anwärter:innen helfen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse gezielt aufzubauen. Durch die klare Struktur des Ausbildungsplans können die Anwärter:innen ihren Fortschritt verfolgen und sich auf jeden Schritt konzentrieren, während sie gleichzeitig das große Ganze im Blick behalten.

Der Ausbildungsplan sollte die verschiedenen Aspekte der Tätigkeit als Übungsleiter abdecken. Dies kann beispielsweise theoretische Grundlagen, praktische Übungseinheiten, pädagogische Konzepte, Sicherheitsmaßnahmen und spezifische sportartspezifische Techniken umfassen. Jeder Lernschritt sollte klare Ziele und angemessene Zeitrahmen haben, um den Anwärter:innen eine klare Orientierung zu geben.

Der TV Mainz – Zahlbach bildet durch ihr vereinsinternes Helfer-Ausbildungskonzept schon seit Jahren erfolgreich ihre Helfer:innen aus.

Wurden die Anwärter:innen erfolgreich an die Tätigkeit herangeführt und haben den Übungsleitervertrag unterschrieben, habt ihr es geschafft und erfolgreich neue Kursleiter:innen gewonnen.

Phase 4: Übungsleiter langfristig im Verein halten

Die Abbildung zeigt die vierte Phase des Übungsleiter-Trichters zur Übungsleitergewinnung.

In der vierten Phase des Übungsleiter-Trichters gilt es die Übungsleiter:innen langfristig an den Verein zu binden.

Um Übungsleiter:innen langfristig im Verein zu halten, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Eine wichtige Möglichkeit besteht darin, die Kosten für Aus- und Weiterbildungen bzw. eine Lizenz zu übernehmen. Durch die Übernahme dieser Kosten wird es den Übungsleiter:innen ermöglicht, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse kontinuierlich zu verbessern.

Darüber hinaus ist es wichtig, den Übungsleitern eine klare Perspektive und Entwicklungsmöglichkeiten im Verein aufzuzeigen. Dies kann beispielsweise durch die Schaffung von Aufstiegschancen oder die Übernahme von zusätzlichen Verantwortlichkeiten geschehen. Wenn Übungsleiter:innen das Gefühl haben, dass sie sich innerhalb des Vereins weiterentwickeln können, sind sie eher bereit, langfristig dem Verein treu zu bleiben.

Regelmäßige Kommunikation und Wertschätzung sind ebenfalls entscheidend, um Trainer:innen langfristig zu binden. Indem der Verein regelmäßige Feedback-Gespräche, Anerkennungen oder Dankesveranstaltungen organisiert, fühlen sich die Übungsleiter:innen geschätzt und motiviert, ihr Engagement fortzusetzen.

Ein weiterer entscheidender Faktor, um Übungsleiter:innen langfristig im Verein zu halten, besteht darin, die Gemeinschaft unter ihnen zu stärken. Dies kann erreicht werden, indem regelmäßig Ausflüge, Teambuilding-Aktivitäten oder gemeinsame Veranstaltungen organisiert werden. Solche Gelegenheiten fördern den Austausch von Erfahrungen, den Aufbau von Beziehungen und das gegenseitige Lernen zwischen den Übungsleiter:innen. Durch diese Gemeinschaftsaktivitäten fühlen sich die Übungsleiter:innen als Teil eines Teams und entwickeln eine starke Bindung zum Verein.

Der TuS Iserloh 1846  organisiert regelmäßig Ausflüge wie beispielsweise ein Whiskeytasting, eine Skifreizeit oder den Besuch eines Events für seine Übungsleiter:innen.

Darüber hinaus kann das Bereitstellen von Vereinskleidung einen positiven Effekt auf die Gemeinschaft der Übungsleiter:innen haben. Indem jedem Trainer eine einheitliche Vereinskleidung zur Verfügung gestellt wird, entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Zusammenhalts. Dies schafft nicht nur ein professionelles Erscheinungsbild, sondern stärkt auch das Wir-Gefühl innerhalb der Gruppe.

Ist- und Bedarfsanalyse

Nachdem ihr nun den Übungsleiter-Trichter und seine Phasen kennengelernt habt, empfehle ich euch, eine IST-Analyse durchzuführen. Das bedeutet, dass ihr einen genauen Blick darauf werfen solltet, wie viele Übungsleiter ihr im letzten Jahr verloren habt, wie viele Interessenten auf eure Stellenanzeigen reagiert haben, wie viele sich von ihnen bereiterklärt haben, eine Hospitanz zu absolvieren und wie viele letztendlich als Übungsleiter:innen in eurem Verein tätig geworden sind. Diese Daten geben euch wichtige Informationen darüber, in welcher Phase ihr derzeit die meisten Herausforderungen habt. Hier solltet ihr als erstes ansetzen, um euren Prozess zur Gewinnung von Übungsleitern zu verbessern. 

Im Anschluss daran empfehle ich euch, eine Bedarfsanalyse durchzuführen, um herauszufinden, wie euer Bedarf an Interessenten, Anwärter:innen und Übungsleitern im nächsten Jahr aussehen wird. Dadurch erhaltet ihr wichtige Erkenntnisse, die euch dabei helfen, eure Ressourcen und Aktivitäten zielgerichtet auf die kommenden Bedürfnisse auszurichten.

Fazit

Der Einsatz des Übungsleiter-Trichters bietet eine strukturierte und effektive Herangehensweise zur Übungsleitergewinnung. Eine IST-Analyse liefert wertvolle Einblicke in den aktuellen Zustand des Gewinnungsprozesses und ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren und zu verbessern. Eine anschließende Bedarfsanalyse hilft dabei, den Bedarf an Interessenten und Anwärtern zu ermitteln und zukünftige Aktivitäten darauf auszurichten. Durch eine kontinuierliche Optimierung des Übungsleitergewinnungsprozesses können Vereine sicherstellen, dass sie über ausreichend qualifizierte Übungsleiter:innen verfügen, um ein vielfältiges und attraktives Sportangebot aufrechtzuerhalten.

Mehr Tipps und Tricks rund um die Gewinnung von Übungsleiter:innen findest du in unserem kostenlosen Workbook.

Wissenswert:

In unserem Blog geben wir dir auch eine Übersicht über die Vergütung in Sportvereinen. Informiere dich außerdem darüber, wieso dein Verein hauptamtliche Stellen einführen sollte.