Veröffentlicht am 27.05.2021 in Vereinsentwicklung, Vereinsmanagement

Sportverein2030: 3 Praxisbeispiele, die deinen Verein revolutionieren könnten!

1. SC Melle: Ein Studio für 25 Vereine!

Das MellAktiv gibt es seit 2007

Die Ausgangsposition:

Der SC Melle 03 ist ein Sportverein aus Niedersachsen und zählt mittlerweile ca. 6.000 Mitglieder. Im Jahr 2007 eröffnete der Sportverein aus dem Landkreis Osnabrück das “MellAktiv”, ein modernes, vereinseigenes Sport- und Gesundheitsstudio. Mit einem  großen und breitgefächerten Angebot von Gerätetraining über Präventionskurse, Reha-Sport und Leistungschecks bis hin zur Ernährungsberatung.

Die Herausforderung:

Ein vereinseigenes Studio ist immer mit enorm hohen Kosten verbunden. Der Verein muss die Instandhaltung und eventuelle Neuanschaffungen finanzieren und auch das Studiopersonal und die Übungsleiter bezahlen.

Die Lösung:

Melle hat knapp 46.000 Einwohner. In der Stadt gibt es das so genannte “Meller Sportdach”, das die Interessen aller Meller Vereine vertritt. Insgesamt sind das 25 an der Zahl, vom Boxclub über Reit- und Schützenvereine bis hin zum Schachverein. Da sich die Vereine untereinander durch das Meller Sportdach schon kannten und es im Vorfeld bereits ein gemeinsam nutzbares Studio von mehreren Meller Sportvereinen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Turner-Bund gab, hob man die Kooperation nun auf eine größere und professionellere Ebene. Die Nutzung des Studios ist ausschließlich für Mitglieder von Vereinen aus dem Meller Sportdach möglich. Dies wertet die Mitgliedschaft aller teilnehmenden Verein deutlich auf. Jeder Aktive muss 26 Euro (Studenten, Schüler und Azubis 21 Euro) im Monat extra zahlen, wenn er das Studio nutzen möchte. Darin inbegriffen sind dann die Nutzung der Gerätefläche und die Teilnahme an den im Studio angebotenen Kursen. Zusätzlich verpflichtet man sich, das Angebot mindestens sechs Monate lang in Anspruch zu nehmen. Den gesamten Bericht über den SC Melle findest du auf der Seite vom “Verein2030”.

Die Vorteile für den SC Melle 03:

Dadurch, dass die Kooperation mit dem NTB (Niedersächsischen Turner-Bund) und das gute Verhältnis zu den anderen Meller Vereinen schon vorher bestanden, war es kein Problem, allen Aktiven einen reibungslosen Trainingsstart im neuen Studio zu ermöglichen. Vorteile, die sich für den SC Melle aus dieser Kooperation ergeben sind unter anderem:

  • neben den Aktiven des SC Melle nutzen aktuell noch 187 weitere Sportler aus zwölf anderen Vereinen das Studio
  • der gemeinsame Sport verbindet, im Studio entstehen vereinsübergreifende Freundschaften
  • die Instandhaltung des Studios und die Kosten für Personal und Neuanschaffungen können besser kompensiert werden
  • man symbolisiert Offenheit und Gesprächsbereitschaft gegenüber anderen Vereinen
  • Sportler aller Vereine ziehen am gleichen Strang
  • alle Sportler können auch außerhalb des normalen Trainingsbetriebes etwas für ihre Fitness tun

2. Linden Dudes: Punkte für’s Ehrenamt!

Gemeinsam geht alles besser: Bei den LINDEN DUDES hilft jeder mit.

Die Ausgangssituation:

Es ist das Jahr 2009. Ein paar Hobby-Basketballer kommen auf die Idee, einen Verein zu gründen. Nach zwei Jahren als Mitglieder in einem anderen Verein werden 2011 schließlich die LINDEN DUDES gegründet. In der Anfangszeit ging es im Verein familiär zu. Doch die Gründung des neuen Vereins sprach sich schnell herum und viele Neumitglieder stießen zum Verein. 

Die Herausforderung:

Die LINDEN DUDES starteten den Vereinsbetrieb damals mit wenigen Mitgliedern. Wenn ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen waren, musste man nicht lange nach Helfern suchen. Schon nach kurzer Zeit stellte der Verein fünf Seniorenteams und eine eigene Jugendabteilung. Doch nicht jedes neue Mitglied wollte sich auch ehrenamtlich engagieren. Die ehrenamtlichen Aufgaben im Verein übernahm deshalb meist immer noch die “alte Garde”. Das störte natürlich besonders den Vorstand und die Ehrenamtlichen. Es musste also ein Modell her, das alle Mitglieder zum Mitmachen anspornt.

Die Lösung:

Zwei Jahre lang tüftelte man an einem System, das alle Mitglieder gleichermaßen in die Vereinsarbeit einbindet. Schließlich wurde das „Dudes-Engagement-Credit Point-System“, kurz DECPS eingeführt. Fortan werden die ehrenamtlichen Tätigkeiten in zwei Bereiche unterteilt und mit Punkten bewertet. Für Aufgaben, die man für sein eigenes Team übernimmt, wie z. B. Kampfgerichtsbeauftragter, Teammanager, Team-Finanzmanager, Teamreporter, etc. bekommt man blaue Punkte. Für Aufgaben, die den gesamten Verein betreffen, z. B. Vorstandsaufgaben, Freiwilligenkoordination, Helfereinsätze, usw. bekommt man orangene Punkte. Insgesamt müssen pro Saison 25 Punkte aus der orangenen Kategorie und 10 aus der blauen Kategorie erreicht werden. Sollte man anderweitige Ideen haben, sich für den Verein zu engagieren um Punkte zu sammeln, kann man die Vorschläge ebenfalls einreichen. Erreicht man die vorgegebene Punktzahl nicht, werden die nicht erreichten Punkte in Euro umgerechnet und das Mitglied muss nachzahlen. Wird die vorgegebene Punktzahl erreicht und man hat am Ende des Jahres sogar einen Überschuss, wird man am Ende der Saison geehrt. Wichtig war dem Verein, dass das System transparent ist. Deshalb haben die LINDEN DUDES es auch so in der Satzung des Vereins niedergeschrieben. Die komplette Geschichte der LINDEN DUDES findest du auf der Seite vom “Verein2030”.

Die Vorteile für die Linden Dudes:

Durch die Einführung des Punktesystems ist es den LINDEN DUDES gelungen, alle Mitglieder mehr ins Vereinsleben zu integrieren und die Last der Aufgaben gerecht zu verteilen. Zwar gibt es immer noch Mitglieder, die weniger ehrenamtliche Tätigkeiten übernehmen und meist nur zum Spielen kommen. Diese Mitglieder gibt es in jedem Verein. Allerdings tun sie durch das Punktesystem dem Verein dann finanziell etwas Gutes, während andere Mitglieder ihre Zeit opfern. Außerdem wurde der Zusammenhalt innerhalb des Vereins durch das Punktesystem gestärkt und es gibt ein besseres soziales Miteinander.

3. TV Hegensberg: Mountainbikefahren als Abteilung!

Die Radsportabteilung des TV Hegensberg.

Die Ausgangssituation:

Eine Gruppe von Mountainbikefahrern baute sich in einem Wald in der Nähe von Esslingen eine eigene (aber illegale) Rennstrecke – die “Esslinger Nordschleife”. 2014 renaturierte die Stadt Esslingen die Stelle des Waldes – und die Sportler standen ohne Rennstrecke da.

Die Herausforderung:

Für die geschockten Biker stand fest: Eine neue Strecke muss her. Dieses Mal aber auf legalem Wege. Was sollte man also tun, wenn man eine kleine Gruppe ist, dessen Sorgen von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen werden?

Die Lösung:

Man ging auf den TV Hegensberg zu. Ein Verein, der mittlerweile 1.500 Mitglieder hat und in Esslingen eine Großmacht darstellt. Die Verantwortlichen des TV Hegensberg hörten sich das Vorhaben der Biker gerne an. Innerhalb kürzester Zeit wurde dann die Abteilungsgründung bekanntgegeben. Die Gründung einer neuen Abteilung hat anschließend zu einer Win-Win-Situation geführt. Denn die Hegensberger gewannen durch die Radfahrer bis heute rund 170 neue Mitglieder für ihren Verein. Zum Vergleich: Gestartet wurde die Abteilung damals mit 30 Mitgliedern. Die Biker hatten fortan eine Heimat und durften sich 2017 durch den Einsatz des TV Hegensberg auch über eine eigene Rennstrecke freuen. Eine detailliertere Beschreibung findest du auf der Seite vom “Verein2030”.

Die Vorteile für den TV Hegensberg:

Wie oben schon beschrieben gewann der Verein insgesamt 170 Neumitglieder durch die Radfahrer. Zusätzlich zu den Mitgliedsbeiträgen der Neumitglieder bietet man auch den bestehenden Mitgliedern eine größere Angebotspalette. Und auch ehrenamtliche Helfer wurden gewonnen: Denn die Biker sehen den TV als ihre Heimat an, sind dankbar für die Unterstützung und Rückendeckung, und engagieren sich tatkräftig im Verein.

Fazit:

Die drei oben beschriebenen Beispiele zeigen also, dass es wichtig ist, neue Wege zu gehen und offen gegenüber Veränderungen zu sein. Viele Vereine handeln heute immer noch nach dem Motto: “Das war schon immer so und wird auch weiterhin so funktionieren”. Aber die Zeit ist schnelllebig. Man sollte versuchen, aus den alten Strukturen auszubrechen und den Verein zeit- und ortsunabhängiger zu machen. Auch die Eingliederung informeller Gruppen kann für deinen Verein einen echten Vorteil mit sich bringen. Man muss nur wissen, wie man die Sache angeht.

Über die Expertin:

Julia Klassen ist ein Vereinsmensch. Als ehemalige Turnerin ist sie ihrem Turnverein stets treu geblieben und kennt das Vereinsleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Nach ihrem Studium der Sportwissenschaften an der Universität Tübingen arbeitete sie mehr als 15 Jahre lang als Sportredakteurin bei unterschiedlichen Medien, unter anderem bei den Stuttgarter Nachrichten. Mittlerweile ist sie als freie Journalistin und Sportwissenschaftlerin in der Sportbranche unterwegs und betreut die Homepage des “Vereins2030” für den Niedersächsischen und den Schwäbischen Turnerbund. Hierfür sammelt sie Geschichten aus Vereinen, die ihre Zukunft aktiv in die Hand nehmen und etwas Neues wagen.

So erreiche ich den Experten:

Du erreichst Julia Klassen über ihre E-Mail-Adresse

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Wissenswert:

In unserem Blog verraten wir dir auch, wie du deinen Sportverein fit für die Zukunft machst.

Informiere dich außerdem darüber, wie du ein erfolgreiches Kurssystem in deinem Verein einführst.