Sportvereine: Mehr Mitglieder im digitalen Zeitalter
Jeder noch so gut organisierte Sportverein wird ohne sie keine Zukunft haben: Seine Mitglieder. In diesem Beitrag zeigen wir aktuelle Probleme und verschiedene Strategien der Mitgliedergewinnung und -bindung durch Sportvereine auf. Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf die in Sportvereinen unterrepräsentierte Zielgruppe der 18–45-Jährigen.
Aktuelle Problematik
Die aktuellen Vereinsmitgliedszahlen in Deutschland spiegeln ein scheinbar wachsendes Engagement von Menschen in Vereinen wider. Jedoch trügt der Schein, was die Sportvereine betrifft. Nicht umsonst gibt es den Spruch: „Treffen sich drei Deutsche – gründen sie einen Verein.“
Zwar gibt es in Deutschland immer mehr Vereine (mittlerweile ca. 600.000) und diverse Vereinsarten, gleichwohl: Die Mitgliederzahlen im Organisationsbereich Sport sinken.
Während die Vereine hauptsächlich Mitglieder im Senioren- und Kindesalter gewinnen können, sind Sportinteressierte im Alter von 18–45 Jahren unterrepräsentiert. Insbesondere Vereine aus eher unpopulären Sportarten wie z.B. Kegeln beklagen den Trend schon länger. Um eine Lösung für das bestehende Problem zu finden und mehr (jüngere) Mitglieder an die Sportvereine zu binden, müssen zunächst die Gründe für die altersspezifische Mitgliederorganisation bewusst gemacht werden.
In Zeiten von kommerziellen Studio-Ketten mit immer diverseren Sportarten und -angeboten wird der Kampf um die Mitglieder im Sportverein immer härter. Wo früher noch Vereine weithin die einzigen Möglichkeiten für organisierten Sport darstellten, gibt es heute schier unendlich viele Optionen für Sportinteressierte.
Gründe für die Situation
Die sportinteressierten 18–45-Jährigen sind in Sportvereinen aktuell signifikant unterrepräsentiert: Gerade diese Altersgruppe sollte jedoch ein Fundament in der Vereinsstruktur darstellen und auch als Vermittler von generationsspezifischen Interessen dienen.
Natürlich gibt es auch (wachsende) Herausforderungen für die jüngeren Altersstufen: Die Mitgliedschaften von Kindern und Jugendlichen konnten im Zeitalter von Gebundenem oder Offenem Ganztag durch Schul-Verein-Kooperationen zumindest auf konstantem Niveau gehalten werden.
Der Rückgang der Mitglieder im frühen und mittleren Erwachsenenalter liegt dabei weniger in der Qualität der Vereinsangebote begründet, sondern ist vielmehr zunächst durch die äußeren Rahmenbedingungen verursacht.
Der Großteil der Sportinteressierten verlässt mit dem Eintritt in die Berufsausbildung oder Erwerbstätigkeit die Vereinsstruktur zugunsten von flexiblen Sportangeboten: Wo man jahrelang einem Verein zugehörig war, kommt plötzlich das Berufsleben oder Studium auf einen zu – oft verbunden mit einem Umzug in eine fremde Stadt. Mit dem Ortswechsel reißt meistens der Kontakt zum ursprünglichen Verein vollständig ab.
Genau hier liegt das Hauptproblem der Altersgruppe: Häufig wechselnde Stundenpläne oder Arbeitszeiten machen es nicht gerade einfach, sich kurzerhand einem neuen Verein anzuschließen. Das Konzept individueller und flexibler Sportangebote – 12-Wochenkurse, Testwochen und Studio-Flatrates – ist oft einfach attraktiver.
Vereine zugänglicher machen
Für die Mitgliedergewinnung von Sportvereinen ist – insbesondere für Sportinteressierte im frühen und mittleren Erwachsenenalter – ein überzeugender Auftritt in der digitalen Welt unerlässlich.
1) Einfacher Einstieg in den Verein: Google
Untersucht man das Verhalten der Altersgruppe von Mittzwanzigern bis Vierzigjährigen kommt man um ein Hilfsmittel bei der Angebotssuche nicht mehr herum: Google.
Deshalb ist es in jedem Fall hilfreich, den öffentlichen Auftritt des Vereins an das moderne Nutzerverhalten anzupassen. Der Verein sollte eine Listung in Städteportalen und Google-Suchergebnissen – bestenfalls mit Homepage-Adresse – sicherstellen. Gerade für die Menschen, die neu in die Ortschaft oder Stadt gezogen sind, ist ein schneller Überblick über die örtlichen Angebote hilfreich.
2) Hohe Reichweite erzielen: Facebook, Instagram und Twitter
Der Auftritt in Social Media wie Facebook, Instagram und Co. hat im digitalen Zeitalter große Bedeutung: Über 17 Millionen Nutzer kommen auf diesen Kanälen in Deutschland täglich zusammen. Die sozialen Netzwerke sind als Medium mit hoher Reichweite zur Mitgliedergewinnung unverzichtbar.
3) Informationen bereitstellen: Vereinshomepage
Eine gute Website hat positive Wirkung auf das Nutzerverhalten: Es sollte für Außenstehende möglich sein, relativ mühelos die angebotenen Sportarten und -kurse zu finden.
Auf der Homepage bietet es sich an, potenzielle Mitglieder durch Kategorien wie „Interesse?” oder „Neumitglied werden” mit allen relevanten Informationen zu versorgen. Die Möglichkeit einer unkomplizierten Anmeldung für Probestunden oder Testangebote ist auch für die Mitgliedergewinnung förderlich. Ein Beispiel für den gelungen Einsatz ist der WSV – Schwörstadt. Hier können nach Online-Anmeldung verschiedenste Schnupperkurse wahrgenommen werden. Das Buchungssystem von Yolawo hat so geholfen, neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen.
4) Anreize schaffen: Workshops und Rabatte
Es empfiehlt sich ebenso, Veranstaltungen auch für externe Personen zugänglich zu machen: Workshops, Seminare und Events im Tanzsport oder Yoga stehen häufig auch Nichtmitgliedern offen. Sportinteressierte mit Vereinsmitgliedschaft werden ihrerseits durch Vergünstigungen oder Rabatte honoriert. Mit speziellen Bonus-Programmen wie Freunde–werben–Freunde lassen sich zudem zusätzliche Anreize schaffen.
Fazit
Um im heutigen Zeitalter die Gruppe der 18–45-Jährigen anzusprechen, ist es wichtig in der digitalen Welt zu überzeugen. Ein aussagekräftiger und persönlich ansprechender Auftritt im Internet stellt die Grundlage dar. Interessierten Besuchern muss im nächsten Schritt dann eine einfach Teilnahmemöglichkeit gegeben werden. Die Hürden für einen ersten Kontakt mit dem Verein müssen abgebaut werden. So können wieder mehr Mitglieder, besonders in dieser Altersgruppe, für Sportvereine begeistert werden.